Cobol: mit 50 Jahren noch kein bisschen müde

Eine der ältesten Programmiersprachen, Cobol, feierte jetzt ihren 50. Geburtstag. Noch heute spielt sie eine große Rolle: Jeder hat - meist ohne es zu wissen - zehnmal am Tag mit ihr zu tun. Sie hat aber auch ihre Probleme.

Am 29. Mai 1959 stellte eine vom amerikanischen Verteidigungsministerium eingesetzte Arbeitsgruppe einen Standard vor, der aus den damaligen Programmiersprachen Flow-Matic von Sperry Univac, Commercial Translator (Comtran) von IBM und Fact von Minneapolis-Honeywell entwickelt worden war. Das Treffen im Pentagon gilt als Start der Common Business Oriented Language (COBOL).

1960 legte das damals gegründete Short Range Committee mit Cobol-60 eine erste gesicherte Beschreibung der Sprache vor, die in der Folgezeit von nationalen und internationalen Standardgremien weiterentwickelt wurde. Der aktuelle Standard stammt aus dem Jahr 2002. Die erste für den kommerziellen Einsatz entwickelte Programmiersprache bildet auf Grund ihrer Struktur und Stabilität noch immer das Rückgrat vieler Enterprise-Applikationen.

Doch den wenigsten Nutzern dürfte klar sein, wie oft sie jeden Tag mit Software zu tun haben, die auf Basis von Cobol arbeitet: Buchungen von Flügen, Abhebungen an Geldautomaten, Überweisungen, Berechnungen von Versicherungspolicen, Telefonrechnungen – überall, wo es um große Benutzerzahlen oder ein hohes Transaktionsvolumen geht, setzen Unternehmen noch immer auf Cobol.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Datamonitor, die im vergangenen Jahr durchgeführt wurde. Der britische Cobol-Experte Micro Focus hatte zum Jubiläum in Großbritannien eine Umfrage über die Verwendung von Cobol in Auftrag gegeben. Demnach hat jede Person mindestens zehnmal am Tag mit Cobol-Programmen zu tun. Der Untersuchung zufolge findet man heute weltweit 200 Milliarden Zeilen an Cobol-Code. Ungefähr 1,5 bis zwei Millionen Entwickler befassen sich immer noch mit Cobol-Code.

David Stephenson von Micro Focus geht davon aus, dass heute täglich zweihundertmal mehr Cobol-Transaktionen als Suchanfragen bei Google durchgeführt werden. Deswegen gilt die Sprache zumindest in Finanzkreisen als „Klassiker für den Wirtschaftsinformatiker“.

Allerdings wissen nur 18 Prozent der rund 2000 Befragten, was Cobol ist, so die Untersuchung.
Cobol habe laut Micro Focus seinen Anwendern immer die nötigen Schnittstellen und Integrationstechniken zur Verfügung gestellt. So arbeiten viele E-Commerce-, Web-Shop- und Online-Systeme mit einer Cobol-Applikation im Hintergrund.

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4 Kommentare zu Cobol: mit 50 Jahren noch kein bisschen müde

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  • Am 29. Juni 2009 um 9:13 von Ralf Bund

    COBOL vs. Java
    COBOL war meine zweite Sprache nach Pascal und, obwohl ich seit 16 Jahren kein COBOL mehr programmiere, mag ich sie immer noch sehr. Sie ist einfach zu lesen, klar und flexibel.

    Seit einige Jahren habe ich auch das "Vergnügen" mich mit Java zu beschäftigen. Als ich die Druckfunktionen sah, war meine erste Aussage: "Da konnte COBOL-68 schon mehr". Ich kann den Hype um Java nicht nachvollziehen. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich alle möglichen Sprachen Java vorziehen, natürlich auch COBOL!

  • Am 20. Juni 2009 um 16:53 von Henry von Steubenfels

    Wann feiern wir
    eigentlich den FORTRAN Geburtstag ?

  • Am 8. Juni 2009 um 11:58 von AxelW

    3 Tage später
    3 Tage nach der "Geburt" von Cobol wurde auch ich geboren. Es war 1979 die zweite Programmiersprache, die ich nach BASIC erlernte.
    In Cobol habe ich zwei Programmpakete entwickelt, ein drittes wurde darauf aufgebaut. Selbst die älteren Programme laufen noch immer ohne Probleme – wenn auch nicht Windows-like. Bevor es Cobol von Micro Focus für Windows gab, gab es in den von mir entwickelten Programmen die Fenstertechnik, von Micro Focus damals Panels genannt.
    Möge uns diese Programmiersprache noch lange erhalten bleiben und mich überleben.

    • Am 10. Juni 2009 um 23:52 von Marco

      AW: 3 Tage später
      Ich kam damals (1994) durch meine Ausbildung zum DV-Kaufmann mit Cobol in Berührung. Es war auch meine 2. (oder 3. nach Basic und Pascal) Sprache nach Basic (genauer GFA-Basic auf Atari ST) die ich erlernte. Ich war allerdings von GFA Basic ein wenig verwöhnt in Bezug auf Kompfort des Editors den ich beim Cobol Editor vermisste. Auch verfluchte ich anfangs die "Druckaufbereitung" in Cobol. Auch waren die Fehlermeldungen nicht immer logisch. Aber das noch so viele COBOL-codierte Aplikationen stabil laufen und auch das Jahr 2000 überlebt haben spricht für sich.

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